Für Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien, die die Atemwege befallen, sind Raucher eine leichte Beute. Durch den Zigarettenkonsum sind insbesondere die Abwehrkräfte des Bronchialsystems eingeschränkt. Auch bei Patienten mit einer COPD ist die Bronchialschleimhaut geschädigt oder teilweise zerstört. In beiden Fällen besteht so ein idealer Nährboden für die Vermehrung von Keimen. Und das gilt auch für Coronaviren.
Raucher und COPD-Patienten sind Risikogruppen

PD Dr. Henrik Watz
Gerade jetzt ist gewiss: Raucher und COPD-Patienten profitieren mehr denn je von einer Rauchentwöhnung. Warum das so ist und wo Sie sich Hilfe suchen können, erläutern wir in diesem Beitrag.
Der Lungenfacharzt PD Dr. Henrik Watz, LungenClinic Grosshansdorf, gibt zunächst Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Gibt es Hinweise darauf, dass Raucher eher an COVID-19 erkranken oder möglicherweise einen schwereren Krankheitsverlauf haben?
Beides ist der Fall. Bei Rauchern ist das Immunsystem in der Bronchialschleimhaut geschwächt, sodass das Virus leichter eine Lungenentzündung auslösen kann. Zudem weiß man aus Untersuchungen von an Corona erkrankten Patienten, dass Raucher häufiger von einer Krankenhauseinweisung, also von einem schwereren Verlauf, betroffen sind als Nichtraucher. Man kann sagen, dass das Risiko für Raucher mindestens doppelt so hoch ist.
Inwieweit beeinflusst Tabakrauch die Abwehrkräfte der Lunge?
In Tabakrauch sind tausende chemische Inhaltsstoffe enthalten, die das Bronchialsystem und die Abwehrkräfte schädigen. Folglich wird das Immunsystem geschwächt, was wiederum Infektionen begünstigt. Auch die Schleimhaut in den Bronchien, die uns normalerweise vor eingeatmeten Erregern mit den körpereigenen Abwehrkräften schützen soll, ist dadurch geschädigt.
Tragen auch COPD-Patienten ein erhöhtes Infektionsrisiko?
Insbesondere COPD-Patienten haben eine dauerhaft hochentzündliche und empfindliche Schleimhaut in den Bronchien und können eingeatmete Erreger viel schlechter abwehren als Lungengesunde. Das bedeutet, dass es häufiger zu Infektionen und schwerwiegenden Krankheitsverläufen kommt.
Risiko für schweren Verlauf um das 4fache erhöht
Eine wissenschaftliche Analyse* von mehr als 2000 mit COVID-19 infizierten Patienten bestätigt, dass sowohl COPD als auch Rauchen das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf erhöhen. Der Untersuchung zufolge hatten Patienten mit COPD ein 4fach erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19, im Vergleich zu Patienten ohne Lungenvorerkrankung. Bei Personen, die rauchten, war das Risiko nahezu doppelt so hoch.
Jetzt erst recht mit dem Rauchen aufhören!
„Auch in COVID-freien Zeiten ist die Lebenserwartung von Rauchern um mindestens 10 bis 12 Jahre kürzer als bei Nichtrauchern – sowohl in Europa als auch in den USA“, erläuterte Dr. Watz. Das liegt an den Folgeerkrankungen des Rauchens, wie Lungenkarzinom und COPD, aber auch Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Laut Dr. Watz ist bei COPD bekannt, dass das Rauchen immer wieder akute Krankheitsschübe, genannt Exazerbationen, verursacht, die zu einer drastischen und dauerhaften Verschlechterung der Lungenerkrankung führen.
Dr. Watz rät daher allen an COPD erkrankten Personen, mit dem Rauchen aufzuhören: „Jedes Jahr nimmt die Lungenfunktion bei COPD-Patienten, die weiter rauchen, deutlich mehr ab, als bei COPD-Patienten, die es geschafft haben, mit dem Rauchen aufzuhören.“
Online Hilfe suchen
„Es ist natürlich in diesen Zeiten schwieriger, da man sich nicht in Gruppen zusammenfinden kann, um eine gemeinsame Rauchentwöhnung durchzuführen. Dennoch kann man sich gut im Web informieren, wie man psychologisch unterstützt vorgehen kann. Ein Beispiel ist die Homepage der Deutschen Atemwegsliga, die Tipps aufzeigt, wie man bei der Tabakentwöhnung erfolgreich sein kann“, so Dr. Watz.
Auf der Website copd-experte.de finden Sie im Kapitel „Mein Leben mit COPD“ viele weitere Gründe, warum es sich lohnt, mit dem Rauchen aufzuhören. Auch die Deutsche Krebshilfe bietet Tipps und Infomaterial zum Bestellen.